Ursachen, Symptome und Lösungen
Das Iliosakralgelenk (ISG) ist ein kleines, aber wichtiges Gelenk, das die beiden Beckenknochen mit dem Kreuzbein und indirekt der Wirbelsäule verbindet. Es trägt nicht nur das Gewicht des Oberkörpers, sondern ermöglicht auch Bewegungen wie Beugen, Strecken und Drehen im LWS-Bereich. Wenn das ISG jedoch überlastet, verschlissen oder blockiert ist, können Schmerzen und Einschränkungen im unteren Rücken, Gesäß und den Beinen auftreten. In diesem Artikel werden wir uns mit den muskulär-faszialen, also den funktionellen Ursachen von ISG-Beschwerden befassen und Möglichkeiten aufzeigen, wie man sie lindern und vermeiden kann.
Aufbau des Iliosakralgelenks
Das Iliosakralgelenk (ISG) ist das Gelenk zwischen dem Kreuzbein (Sacrum) und dem Darmbein (Ilium) an jeder Seite des Beckens. Es ist ein unechtes Gelenk, da es keine echte Gelenkhöhle oder Gelenkkapsel hat, sondern nur von einer straffen Bandverbindung umgeben ist. Das ISG wird durch zwei Arten von Bändern stabilisiert: Die dorsalen Bänder, die vom Kreuzbein zum Darmbein verlaufen, und die ventralen Bänder, die vom Darmbein zum Kreuzbein verlaufen. Das Iliosakralgelenk ist ein wichtiger Knotenpunkt für viele Muskeln, einschließlich der Rückenmuskulatur, des Hüftbeugers und der Muskeln des Beckenbodens.
Das ISG wird durch das Becken, die Lendenwirbelsäule (LWS) und die Hüftgelenke beeinflusst. Bei jeder Bewegung des Beckens, der LWS oder der Hüftgelenke bewegt sich auch das ISG. Daher können Probleme in diesen Bereichen das ISG beeinflussen und umgekehrt, wenn zum Beispiel das Gelenk blockiert oder die zahlreichen Bänder gereizt werden. Eine wichtige Rolle spielt auch der Beckenboden, nämlich für die Stabilisierung des Beckens und die Unterstützung der Wirbelsäule.
Symptome von ISG-Beschwerden
ISG-Beschwerden können sich auf verschiedene Arten manifestieren. Einige der häufigsten und meist funktionellen Symptome sind:
- Schmerzen im Gesäß: Die Schmerzen können einseitig oder beidseitig sein und können sich wie ein Stechen, Ziehen oder Brennen anfühlen. Durch die ISG-Beschwerden kann es hierbei schnell zu Gesäßschmerzen kommen, etwa im Sinne des Piriformis-Syndroms.
- Leistenschmerzen: Oft strahlen Schmerzen auch in der Leistenregion oder in der Nähe der Schambeinfuge aus.
- Schmerzen beim Sitzen oder bei Drehbewegungen der LWS: Diese Bewegungen können das Iliosakralgelenk belasten und reizen. So kann es zum Beispiel durch langes Sitzen zu entzündlichen lokalen Schmerzen im ISG kommen.
- Ausstrahlende Schmerzen bis ins Knie: Manchmal können schmerzhafte Symptome im ISG bis ins Knie ausstrahlen. Hierbei werden durch die ISG-Beschwerden Nervenstrukturen gereizt, die wiederum in die Peripherie ausstrahlen können. Dies kann jedoch auch ein Symptom eines Bandscheibenvorfalls sein.
- Verspannung der Lendenwirbelmuskeln: Durch die direkte Verbindung des Rückenstreckers mit dem Becken und dem ISG verspannen diese Muskeln oft auch bei ISG-Beschwerden/Blockaden. Grundsätzlich dient das Verspannen der umliegenden Muskeln der Stabilität des Iliosakralgelenks und einer gewissen Schutz- und Schonhaltung für den Beckenbereich, was aber wiederum zu Schmerzen und Steifigkeit führen kann.
- Blockaden im unteren Rücken und ISG: Das ISG und die Lendenwirbel können auf Grund der Reizungen und Verspannungen im Becken blockieren, was sehr schmerzhaft sein kann und die Funktionalität im Alltag sehr einschränken kann.
- Steifer unterer Rücken: ISG-Beschwerden können auch zu einer Steifheit des unteren Rückens führen, da die dort umliegenden Muskeln normalerweise das Becken stabilisieren und sich in dieser Situation dann schnell verspannen.
- Hüftschmerzen: Manchmal können ISG-Beschwerden zu Schmerzen in der Hüfte führen. Die Triggerpunkte und ISG-Beschwerden strahlen dann bis in den dafür typischen Hüftbereich aus. Aber es ist wichtig zu beachten, dass Hüftschmerzen auch durch andere Ursachen wie Hüftarthrose verursacht werden können und deshalb auch ärztlich abgeklärt werden sollten.
Ursachen von ISG-Beschwerden
Es gibt viele mögliche Ursachen für ISG-Beschwerden, von muskulär-faszialen Verspannungen bis hin zu strukturellen Problemen. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:
- Muskuläre und fasziale Ursachen: Eine der häufigsten Ursachen von ISG-Beschwerden sind muskulär-fasziale Verspannungen vor allem im Bereich des unteren Rückens, aber auch des gesamten Rückens. Diese können durch einseitige Belastungen, Fehlhaltungen, Hüftmuskelbeschwerden, durch langes Sitzen oder Stehen und vieles mehr entstehen. Durch die Verspannungen können sich die Muskeln im Bereich des ISG verkürzen, die Faszien verkleben und das Iliosakralgelenk somit belasten. So wird der ganze ISG-Bereich unphysiologisch beansprucht, was zu Schmerzen und muskulären Beschwerden führen kann. Verspannungen können natürlich auch durch Überlastung beim Sport oder bei körperlicher Arbeit entstehen.
- ISG-Blockade: Eine Blockade des Iliosakralgelenks kann ebenfalls zu Schmerzen im Beckenbereich führen. Ursachen hierfür können zum Beispiel eine muskuläre Fehlbelastung des Beckengürtel und der LWS, Fehlstellung des Beckens, eine Arthrose des ISG oder eine Verschiebung des Darmbeins sein. Eine Blockade kann auch durch plötzliche Bewegungen oder Verletzungen ausgelöst werden.
- Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall kann ebenfalls zu Schmerzen im Bereich des ISG führen. Durch die enge Verbindung mit der LWS und den Bandscheiben in diesem Bereich kann es zu einer Kompression der Nervenwurzeln kommen, die dann zu ausstrahlenden Schmerzen bis ins ISG oder sogar ins Bein führen.
- Rheuma und Arthritis: Rheumatische Erkrankungen oder Arthritis können ebenfalls häufig das Iliosakralgelenk betreffen. Hierbei kommt es zu einer Entzündung des Gelenks, was zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen des ISG führen kann.
- Verschleiß des ISG: Ein Verschleiß (Arthrose) des Iliosakralgelenks, zum Beispiel durch eine Osteochondrose (Veränderung von Knochen und Knorpel), kann ebenfalls zu Schmerzen führen. Hierbei kann es zu einer Verminderung der Beweglichkeit und zu einer Einschränkung der Funktionalität des Iliosakralgelenks kommen.
- Fehlhaltung: Eine Fehlhaltung kann dazu führen, dass das Iliosakralgelenk einseitig belastet und verspannt wird. Hierzu zählen zum Beispiel eine Steilstellung der Lendenwirbelsäule oder ein Hohlkreuz.
- Einseitige Belastung: Rotationsbewegungen des Körpers oder Arbeiten, die einseitige Belastungen erfordern, können das ISG reizen und belasten, was auch zu den obengenannten typischen Symptomen führen kann.
Lösungen für ISG-Beschwerden
Es gibt viele Möglichkeiten, um ISG-Beschwerden zu behandeln und zu verhindern. Hier sind einige der häufigsten Lösungen:
Passende Übungen u.a. mit unseren Tools
- Arztbesuch: Eine ärztliche Untersuchung ist unerlässlich, um eine genaue Diagnose zu ISG-Beschwerden zu stellen und die Ursache der Beschwerden zu ermitteln. Je nach Ursache können verschiedene Therapieformen zum Einsatz kommen. Hierzu zählen zum Beispiel Schmerzmedikamente, entzündungshemmende Medikamente, Physiotherapie, Injektionen oder eine Kombination aus verschiedenen Therapien.
- Physiotherapie: Die Physiotherapie ist eine wichtige Therapieform bei ISG-Beschwerden, da die meisten Ursachen funktionellen Ursprungs sind. Durch gezielte Übungen und Mobilisationstechniken (z.B. manuelle Therapie) können Verspannungen, Fehlstellungen und Blockaden gelöst werden. Auch das Training der Rücken- und Bauchmuskulatur kann dazu beitragen, das Iliosakralgelenk zu stabilisieren und somit ISG-Beschwerden zu beheben und Schmerzen zu lindern.
- Muskel- und Faszientraining: Muskel- und Faszientraining kann ebenfalls dazu beitragen, Verspannungen im Bereich des unteren Rückens zu lösen und das Iliosakralgelenk zu stabilisieren. Hierzu zählen zum Beispiel Übungen zur Dehnung und Kräftigung der Hüft- und Rückenmuskulatur sowie spezielle Faszientrainingsübungen. Auch hier sind eine fachkundige Anleitung durch einen Physiotherapeuten oder Trainer empfehlenswert, um die Übungen hinterher dann alleine von zu Hause aus durchzuführen.
- Eigenübungen: Eigenübungen können dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern und die Beweglichkeit des ISG zu verbessern. Hierzu zählen zum Beispiel Dehnübungen für die Hüft- und Rückenmuskulatur sowie Mobilisationsübungen für das Iliosakralgelenk. Auch das Beckenbodentraining bildet einen wichtigen Bestandteil, um die ISG-Beschwerden zu lindern. Für Eigenübungen gibt es viele Faszientools, die man zu Hause zum Triggern, Dehnen und Mobilisieren nutzen kann. Auch Übungen zur Stärkung der Bauch- und Rückenmuskulatur können helfen, den Beckenbereich zu stabilisieren.
- Haltungsschule: Eine Haltungsschule kann dazu beitragen, Fehlhaltungen zu korrigieren und somit die Belastung des Iliosakralgelenks zu reduzieren. Hierzu zählen zum Beispiel Übungen zur Stärkung der Muskulatur im Bereich des Beckens sowie spezielle Übungen zur Verbesserung der Körperhaltung im Alltag.
- Triggerpunktmassage: Eine Triggerpunktmassage, z.B. mit entsprechenden Faszientools, kann dazu beitragen, Verspannungen und Triggerpunkte im Bereich des ISG zu lösen und somit die Schmerzen zu lindern. Hierbei werden schmerzhaft ausstrahlende und neuralgische Druckpunkte im Bereich des unteren Rückens, Beckens und der Hüfte behandelt.
- Chiropraktik: Der Chiropraktiker kann helfen, Blockaden im ISG, die häufig mit ISG-Beschwerden einhergehen, zu lösen und die Genesung so zu beschleunigen.
Prävention von ISG-Beschwerden
Um ISG-Beschwerden zu vermeiden, gibt es einige präventive Maßnahmen, die jeder Mensch ergreifen kann. Es ist wichtig, eine gute Körperhaltung im Alltag und bei der Arbeit zu haben, um die Belastung des ISG zu minimieren. Eine aufrechte Körperhaltung beugt Fehlbelastungen vor und verhindert somit muskuläre Verspannungen und Blockaden. Auch eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes kann hilfreich sein.
Darüber hinaus kann regelmäßige Bewegung dazu beitragen, die ISG-Gelenke und die umliegende Muskulatur zu durchbluten und zu stärken. Durch gezielte Kräftigungsübungen und Dehnungen kann die Muskulatur rund um das ISG gestärkt, entspannt und somit geschützt werden. Eine spezielle Rückenschule, in der eine gute Körperhaltung und rückenschonende Bewegungen vermittelt werden, kann dabei unterstützen.
Auch Stress kann sich auf den Bewegungsapparat auswirken. Durch regelmäßige Entspannungsübungen, wie beispielsweise Yoga oder Meditation, kann man Stress abbauen und somit Muskelverspannungen und ISG-Beschwerden vorbeugen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass regelmäßige Bewegung (z.B. Gymnastik), Eigenmobilisation, eine gute Körperhaltung und Stressabbau wichtige präventive Maßnahmen sind, um den ISG-Beschwerden vorzubeugen. Wenn man bereits Beschwerden hat, sollte man frühzeitig einen Arzt oder Physiotherapeuten aufsuchen, um geeignete Therapiemaßnahmen einzuleiten und Folgeschäden zu vermeiden.
Fazit
ISG-Beschwerden können sehr unangenehm sein und die Beweglichkeit und Lebensqualität beeinträchtigen. Es gibt viele Ursachen für diese Beschwerden, von muskulär-faszialen Verspannungen bis hin zu strukturellen Problemen wie einer Blockade des ISG oder einem Bandscheibenvorfall. Glücklicherweise gibt es auch viele Lösungen für ISG-Beschwerden, einschließlich der Physiotherapie, dem eigenen Muskel- und Faszientraining, Dehnung und Haltungsschulung. Präventionsmaßnahmen wie eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, regelmäßige Bewegung können dazu beitragen, den ISG-Beschwerden vorzubeugen. Wenn Sie schon an ISG-Beschwerden leiden, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um eine angemessene Behandlung zu erhalten und möglichst schnell mit der Therapie anfangen. Auf Dauer dienen dann zahlreiche Eigenübungen mit z.B. Faszientools zum Erhalt der Funktionalität des ISGs.